Die Kurbel


Für die verschiedensten Arten von Rädern gibt es die verschiedensten Arten von Kurbeln. Von Singlespeed mit einem Kettenblatt über 2-fach bis zur 3-fach Kurbel. Ich beschränke mich hier auf die am Rennrad gebräuchlichen Kurbeln.


Fixed-Gear & Singlespeed

Fixie's und Singlespeed-Räder haben nur einen Gang und somit auch nur ein Kettenblatt an der Kurbel. Man muss sich also für eine Übersetzung entscheiden und sein Rad entsprechend aufbauen. Will man eine andere Übersetzung hilft nur ein Umbau des Rades. Der Unterschied zwischen Fixie und Singlespeed ist, dass am Singlespeed ein Freilauf verbaut ist und am Fixie nicht. Das heißt am Fixie besteht praktisch eine feste Verbindung zwischen Hinterrad und Kurbel. Dreht sich das Hinterrad, dreht sich auch die Kurbel. Fixie's haben ihren Ursprung im Bahnradsport. Fixie's und vor allem Singlespeed Räder werden auch gerne als Stadträder verwendet. In manchen Großstädten hat sich eine regelrechte Szene dafür entwickelt


Die 2-fach-Kurbel

Die gebräuchlichste Kurbel im Rennradsport ist die klassische 2-fach-Kurbel. Zwei Kettenblätter mit der Abstufung von 52/39 Zähnen oder oft auch 53/39. Die meisten unserer Vorbilder die im Rennradsport so unterwegs sind fahren sehr wahrscheinlich mit dieser Kurbel. Nachteil dieser Kurbel ist, dass keine richtig kleine Entfaltung möglich ist. Das heißt, unter ca. 15 km/h wird die Trittfrequenz langsam und unökonomisch. Für Profis mag das kein Problem sein, aber für uns Hobby-Sportler kann das am Berg durchaus mal eng werden. Wer eher im Flachland unterwegs ist, wird aber auch gut mit dieser Kurbel zurecht kommen.

Die folgende Grafik zeigt die Entfaltung bzw. Geschwindigkeit einer klassischen 2-fach Kurbel 52/39 mit einer Zehnfach-Schaltung 13-26 bei einer Trittfrequenz von 90 U/min.


Die Heldenkurbel

Der Vorgänger der 2-fach-Kurbel ist die sogenannte Heldenkurbel. Ebenfalls mit zwei Kettenblättern, aber mit der klassischen Abstufung 52/42. Ihren Ursprung hat die Heldenkurbel in der Zeit als man noch mit Rahmenschalthebel unterwegs war. Die Abstufung zwischen 52 und 42 Zähnen ist relativ klein. Das hat den Vorteil, dass man beim runterschalten am Berg nicht hinten gegenschalten muss. Dies ist vor allem beim fahren mit Rahmenschalthebeln sehr angenehm. Nachteil ist natürlich eine noch schlechtere Übersetzung am Berg als bei der klassischen 2-fach. Ein weiterer Nachteil ist, dass sich viele Gänge überschneiden und somit eben auch viele Gänge verschenkt werden. Dies kann aber auch als Vorteil gesehen werden, denn: Den einen Schaltpunkt für den Umwerfer gibt es nicht. Man kann einen ziemlich breiten Bereich mit beiden Kettenblättern fahren. Dies wissen einige Fahrer zu schätzen. Wer in einem nicht allzu hügeligen Gebiet fährt, kann an dieser Kurbel seine wahre Freude haben. In den Bergen ist sie allerdings nicht mehr zeitgemäß.

Die folgende Grafik zeigt eine 52/42 mit einer 6-fach-Schaltung 14-21. Was für "echte Männer"!


Die 3-fach-Kurbel

Um auch bei niedrigen Geschwindigkeiten noch mit einer ergonomischen Trittfrequenz fahren zu können kann eine 3-fach-Kurbel montiert werden. Oft in der Abstufung 52/42/30. Das dritte kleine Kettenblatt ermöglicht auch bei niedrigen Geschwindigkeiten noch eine ergonomische Trittfrequenz. Nachteil ist das etwas höhere Gewicht und ein gewisser Verlust der Schaltperformance. Auf dem großen Kettenblatt lassen sich nicht so viele Ritzel schalten als auf einer 2-fach, da sonst der Kettenschräglauf zu groß wird. Auch finden viele eine 3-fach-Kurbel am Rennrad nicht besonders ästhetisch. Der Vorteil ist ganz klar, diese Kurbel kann im Flachland und in den Bergen gefahren werden und ist damit äußerst flexibel.

Die folgende Grafik zeigt eine 52/42/30 mit einer 10-fach-Schaltung 13-26.


Die Kompaktkurbel

Wer keine 3-fach-Kurbel montieren möchte aber trotzdem eine große Bandbreite an Gängen will, der muss eine Kompaktkurbel montieren. Klassische Abstufung 50/34. Dies ermöglicht eine ausreichend niedrige Entfaltung in den unteren Gängen. Das große Kettenblatt mit 50 Zähnen wird auch eher den meisten Hobby-Sportlern gerecht als die 52 oder 53 Zähne der 2-fach-Kurbel. Vorteil: Die Schaltperformance einer 2-fach-Kurbel bleibt erhalten und man erhält eine hohe Bandbreite an Gängen mit wenig Überschneidungen. Nachteil: Der Sprung vom großen auf das kleine Kettenblatt ist sehr groß. Dies bedeutet dass hinten kräftig gegengeschaltet werden muss. Dies kann sehr unangenehm sein wenn man sich genau in dem Tempobereich aufhält in dem der Umwerfer betätigt werden muss. Trotzdem dürfte diese Kurbel für die meisten Hobbyfahrer die beste Lösung sein.

Die folgende Grafik zeigt eine Kompaktkurbel 50/34 mit einer 10-fach-Schaltung 12-27.


Meine Kurbel

Eigentlich wollte ich auch eine Kompaktkurbel montieren, aber dann bin ich irgendwann auf die Sugino XD 2 gestoßen. Hier kauft man die nackte Kurbel und die Kettenblätter entsprechend so wie man sie haben möchte. Dann habe ich mich etwas näher mit dem Thema Übersetzungen beschäftigt. Aktuell fahre ich an meinem Stahlrenner vorne 52/42 und hinten 14-23. Meine am häufigsten befahrenen Ritzel sind 17-18-19. Ein typisches Ritzelpaket für die Kompaktkurbel ist 12-26. Hier fehlt allerdings das 18er. Eines meiner Lieblinge. Einen Sprung von 17 auf 19 wollte ich eigentlich nicht haben. Eine Option wäre dann hinten 12-23 zu fahren. Hier ist das 18er zwar wieder drin, aber das 21er an zweiter Stelle. Wenn ich im leicht hügeligen Terrain unterwegs bin und nicht laufend den Umwerfer betätigen will muss das 21er aber an die dritte Stelle, so dass ich es auch mit dem großen Kettenblatt ohne großen Kettenschräglauf fahren kann. Bleibt also nur noch 13-26. Hier fehlt eigentlich ein Gang am oberen Ende, aber aktuell fahre ich als höchsten Gang 52-14 und der reicht bis gut über 50 km/h. 50-13 reicht sogar noch einen kleinen Ticken weiter. Am oberen Ende vermisse ich bei meiner aktuellen Übersetzung eigentlich nichts, also sollte das ein guter Kompromiss sein. So weit, so gut, aber: Bei einer so feinen Abstufung hinten muss bei einem Kettenblattwechsel vorne hinten kräftig gegengeschaltet werden. Mein bevorzugtes Gelände ist ja jetzt nicht sooo steil, also muss ich vorne nicht unbedingt ein 34er als kleines Kettenblatt haben und da ich bei der Sugino XD die freie Auswahl habe, habe ich mich entschieden ein 36er zu montieren. Der Sprung von 50 auf 36 Zähne ist in etwa so groß wie bei einer klassischen 2-fach Kurbel (52/39) nur eben auf einem etwas niedrigerem Niveau. Sollte ich mich doch einmal dazu entschließen in die Berge zu fahren, dann kann ich relativ schnell und einfach statt dem 36er ein 34er oder gar ein 33er montieren. Das sollte dann auch für größere Anstiege reichen.

Hier die Grafik meiner Schaltung:

Das Innenlager

So viel zur Übersetzung. Nun zum Innenlager. Innenlager gibt es so ca. 2,5 Mio. verschiedene! OK, ist vielleicht etwas übertrieben, aber ich glaube nirgends waren sich die Hersteller so uneinig als bei der Herstellung von Innenlager. Jeder kocht hier irgendwie sein eigenes Süppchen. Ich will das Thema hier nicht zu sehr vertiefen. Wer sich intensiver damit beschäftigen will, wird sicherlich im Netz fündig. Das wichtigste was man wissen muss bei so einem Stahlrenner, ist ob man BSA oder ITA Gewinde hat. Die Unterscheidung ist relativ einfach. ITA-Gewinde ist auf beiden Seiten ein Rechtsgewinde, wärend BSA auf der rechten Seite ein Linksgewinde hat. Weiteres Unterscheidungsmerkmal: ITA-Gewinde haben eine Gehäusebreite von 70mm, BSA hat 68mm. ITA-Gewinde haben den Nachteil, dass sie dazu neigen sich von alleine los zu drehen. Also Innenlager mit ITA-Gewinden auf der rechten Seite immer ordentlich anziehen! Wer einen Drehmomentschlüssel hat, 50-60 Nm dürfen es schon sein. Mein Italo-Rahmen hat natürlich ein ITA-Gewinde.
In den 80er Jahre waren Patronenlager mit Vierkantaufnahme sehr verbreitet. Später wurde irgendwann das außenliegende Lager erfunden. Dies erlaubte eine leichtere und trotzdem steifere Lagerung der Kurbel. Aber, hier muss man vorsichtig sein. Außenliegenede Lager erfordern eine sehr exakte Bearbeitung des Rahmens. Die Auflagefläche muss exakt plangefräst sein und die beiden Lagerschalen müssen absolut parallel zueinander stehen! Ansonsten läuft die Kurbel nicht sauber! Das ist der Grund warum ich mich für ein Vierkant-Innenlager entschieden habe. Diese Art der Lagerung verzeiht kleinere Fehler bei der Bearbeitung des Tretlagergehäuses, und was weiß denn ich wie die damals mein Rad bearbeitet haben. Noch dazu sind diese Lager günstig und durchaus hochwertig zu bekommen. Also kommt bei mir ein Token Innenlager mit JIS-Vierkant und ITA-Gewinde zum Einsatz, mit einer Achslänge von 107mm. Die Achslänge wird übrigens bestimmt von der Kurbel. Also entweder alte Achslänge ausmessen, oder beim Hersteller oder Verkäufer der Kurbel die richtige Achslänge erfragen. Wichtig ist auch noch zu beachten ob JIS oder DIN Vierkant! Die unterscheiden sich zwar nur geringfügig, aber beim aufziehen der Kurbel macht das 4mm aus! Also wenn Kurbel und Innelager am Vierkant nicht zusammen passen sitzt die Kurbel entweder 4mm zu weit innen oder zu weit außen.


Hier ein Foto meiner Kurbel:




Sugino XD-2 mit Gebhardt Kettenblättern. 52/36 Zähne. 444g die Antriebsseite. Dazu noch ein Token JIS-Vierkant Innenlager mit einer Länge von 107mm und Kurbelschrauben. Alles zusammen 913g.






Das Innenlager im eingebauten Zustand:




Und mit angebauter Kurbel:






Fertig!